Aktuelle Forschungsprojekte

Leitung
 

Prof. Dr. Mirko Schmidt (ISPW)
Dr. Stefan Valkanover (PHBern)

Projektkoordination Dr. Fabienne Egger
Mitarbeitende

 

Mario Kamer
Andrea Maria Nadenbousch
Marion Gasser

Förderung BASPO, Kantonales Aktionsprogramm GSI, Schulversuch Kt. Bern: 557‘924 CHF

Ganzheitliche schulische Bewegungsförderung

Oberstufenschülerinnen und -schüler bewegen sich im Schulzimmer während des Unterrichts.
Zwischendurch den Puls erhöhen: Sport als Teil des Unterrichts am Oberstufenzentrum Orpund bei Biel. (NZZ, 16. Dezember 2021) Bild: Marco Zanoni

Das Institut für Sportwissenschaft und die PHBern entwickeln gemeinsam mit den ausgewählten Projektschulen ab Sommer 2022 im Kanton Bern ein individuelles Konzept zur ganzheitlichen und nachhaltigen schulischen Bewegungsförderung. Aufgrund der Niederschwelligkeit und der Tatsache, dass Kinder und Jugendliche einen beträchtlichen Teil des Tages in der Schule verbringen, kommt der Schule ein enormes Potenzial bei der Bewegungsförderung und damit der Umsetzung von «Täglich Sport und Bewegung für alle» zu. Was den bisherigen Bemühungen zur schulischen Bewegungsförderung allerdings fehlt, ist eine ganzheitliche Herangehensweise, bei welcher die Voraussetzungen der einzelnen Schulen und die Bedürfnisse der beteiligten Akteure bereits bei der Entwicklung des Bewegungsförderungsprogramms berücksichtigt werden. Genau hier setzt das Konzept der ganzheitlichen schulischen Bewegungsförderung an: Bewegungsförderung wird als Schulentwicklungsprozess verstanden. Durch eine differenzierte Betrachtung verschiedener Förderbereiche, die Unterscheidung mehrerer Förderebenen, die klare Definition der Verantwortlichkeiten, der Ziele und Massnahmen sowie der ganzheitlichen Herangehensweise wird es möglich, bewährte Ideen aus bestehenden Programmen integrativ und nachhaltig zur Anwendung kommen zu lassen. Im Kern geht es beim Projekt darum, unter Berücksichtigung der Interessen aller involvierten Akteure, ein auf die jeweilige Schule angepasstes ganzheitliches schulisches Bewegungsförderungsprogramm zu entwickeln, zu implementieren und zu evaluieren.

Leitung Prof. Dr. Mirko Schmidt
Mitarbeiterin  Sofia Anzeneder
Förderung Eccellenza; Schweizerischer Nationalfonds (SNF): 435'372 CHF

Schulbezogene sportliche Aktivität und kognitive Funktionen (2019-2024)

Obwohl die positiven Auswirkungen regelmässiger körperlicher Aktivität auf die physische und psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter weithin anerkannt sind, ist immer noch nicht abschliessend geklärt, unter welchen Umständen diese Effekte auftreten können. Daher wird im diesem SNF Eccellenza-Forschungsprojekt untersucht, wie schulbezogene Sport- und Bewegungsaktivitäten gestaltet sein sollten, um die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit von Primarschulkindern zu fördern. Insbesondere untersuchen wir, welche Dauer und welches kognitive Beanspruchungsniveau Bewegungsaktivitäten optimaler Weise beinhalten sollten. Um diese Frage zu beantworten, werden mehrere Experimente im Schulkontext durchgeführt. Mit einem ersten, eher grundlagenorientierten Teilprojekt wird das Ziel verfolgt, eine allfällige Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen den Charakteristiken der Bewegungsaktivität und der kognitiven Leistung zu untersuchen. In einem zweiten, eher anwendungsorientierten Teilprojekt geht es darum, Bewegungsinterventionen für die Schule zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu prüfen. Die gemeinsamen Erkenntnisse beider Teilprojekte sollen konkrete Ratschläge für die Unterrichtspraxis und Entwicklung schulbasierter Bewegungsinterventionen ermöglichen. In beiden Teilprojekten besteht die Bewegungsaktivität aus einem Exergame, (d.h. eine Kombination aus körperlicher Übung – «Exercise» – und computergesteuertem Spiel – «Game»). Dies bietet ermöglicht, die physischen und kognitiven Charakteristika der Bewegungsaktivität zu manipulieren. Das Exergame wurde in Zusammenarbeit mit der Züricher FitTech Startup Sphery entwickelt und ist in der Form eines «Jump & Run Spiels» aufgebaut.

Leitung Prof. Dr. Mirko Schmidt
Mitarbeiterin Amie Wallman-Jones
Kooperationspartner Prof. Dr. Manos Tsakiris, University of London, UK and University of Luxembourg, Luxembourg
Prof. Dr. Pandelis Perakakis, Complutense University of Madrid, Spain

Sportliche Aktivität und Interozeption (2018-2022)

Dem Bewegungs- und Sportunterricht kommt seit je her die Aufgabe zu, Kindern und Jugendlichen möglichst vielfältige Bewegungserfahrungen zu ermöglichen, um damit ihre Körperwahrnehmung zu schulen. Der Interozeption, definiert als Fähigkeit, körperinnere Signale wahrzunehmen, kommt in modernen Gesundheitskonzeptionen eine bedeutende Rolle zu. Aktuelle Studienergebnisse legen nahe, dass die interozeptive Genauigkeit ein Prädiktor für psychische, physische und emotionale Gesundheit darstellt. Interozeptive Prozesse kommen aber in der Regulation von Intensitäten während sportlichen Aktivitäten zum Tragen. Dabei wird spekuliert, dass eine Erhöhung der physiologischen Erregung durch sportliche Aktivität ein praktikabler Weg darstellen könnte, um die afferenten körperinneren Signale gezielt zu manipulieren, um deren Zugang durch bewusste kognitive Prozesse zu erleichtern. Da allerdings der Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und interozeptiver Genauigkeit in der einschlägigen Forschung noch immer unterrepräsentiert ist, versuchen wir in diesem Projekt, die Lücke zu schliessen. Neben einer ersten theoretischen Aufarbeitung der aktuellen Literatur soll anhand von Laborexperimenten und einer daran anschliessenden Feldstudie ein besseres Verständnis dafür entwickelt werden, unter welchen Bedingungen sportliche Aktivitäten interozeptive Prozesse beeinflussen können und vice versa. Im Wissen darum, mit welch negativen Folgen eine aberrante interozeptive Genauigkeit assoziiert ist, ist ein besseres Verständnis über den Zusammenhäng zwischen sportlicher Aktivität und Interozeption nicht nur für die Gestaltung des Sportunterrichts, sondern auch für die klinische Forschung von Relevanz. Im Wissen um die negativen Folgen einer aberranten interozeptiven Genauigkeit, ist ein besseres Verständnis über den Zusammenhäng zwischen sportlicher Aktivität und Interozeption nicht nur für die Gestaltung des Sportunterrichts, sondern auch für die klinische Forschung von Bedeutung.

Hauptgesuchsteller Dr. Simon Endes (Ecoplan)
Mitgesuchsteller Prof. Dr. Mirko Schmidt, Prof. Dr. Claudio Nigg, Prof. Dr. Susi Kriemler
Mitarbeiterin Carina Nigg
Förderung Gesundheitsförderung Schweiz: 95‘000 CHF 

Wirkungsevaluation Offene Turnhallen (2019-2021)

Körperliche Aktivität von Kindern wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wozu auch verfügbare Bewegungsangebote in der Umgebung sowie deren Gestaltung zählen. Um körperliche Aktivität von Kindern auch über die Wintermonate zu fördern, wurde vom Verein Chindaktiv in Zusammenarbeit mit RADIX das Bewegungsangebot „Ä Halle wo’s fägt“ sowie von der Stiftung IdéeSport das Bewegungsangebot „MiniMove“ gestartet. Beide Bewegungsangebote ermöglichen es Kindern zwischen 0 und 6 Jahren sich an Sonntagen für ca. zwei Stunden in heimatnahen Turnhallen zu bewegen. Im Auftrag der Gesundheitsförderung Schweiz (GFCH) werden wir in Kooperation mit Ecoplan und der Universität Zürich an ausgewählten Hallenstandorten das Bewegungsverhalten der Kinder während des Turnhallenbesuchs evaluieren. Die Bewegungsaktivität der Kinder wird dazu an den ausgewählten Hallenstandorten beobachtet und zusätzlich mit einem Beschleunigungssensor (Akkzelerometer) erfasst. Ebenso wird beobachtet, welche motorischen Kompetenzen durch das Angebot gefördert werden und welche sozialen Interaktionen im Rahmen des Bewegungsangebots entstehen. Um zu verstehen wie das Angebot zur sozialen Teilhabe beiträgt wird auch untersucht, welche Kinder das Angebot nutzen. Die Evaluation wird an jedem ausgewähltem Hallenstandort sowohl einmal Anfang (Oktober/November 2020) als auch am Ende (Februar/März 2021) der Wintersaison durchgeführt, um Veränderungen über die Zeit an den Standorten zu evaluieren.

Leitung  Dr. Valentin Benzing

Sportliche Aktivität und COVID-19 (2020-heute)

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das öffentliche Leben sind allgegenwärtig. Es sind Abstands- und Hygieneregeln und teilweise sogar eine Maskenpflicht eingeführt worden. Schon im Frühling 2020, zu Beginn der Ausbreitung von Corona- in der Schweiz, kam es zu Schliessungen der Schulen und einem allgemeinen „lock-down“. Während dieser Zeit fand dann zumeist keine Schule und kein Sportunterricht statt. Der Zugang zu Sportanlagen, Sportangeboten und Spielplätzen blieb den Kindern und Jugendlichen häufig verwehrt. Obwohl die Möglichkeiten Sport zu treiben eingeschränkt wurden, bestand auch mehr Zeit für Bewegung. Daher stellt sich auf Seiten der Wissenschaft und Politik die Frage, ob der „lock-down“ und die momentane Situation einen Einfluss auf die sportliche Aktivität haben und ob diese zu mehr oder weniger Bewegungs- und Sportaktivität führen. Vor dem Hintergrund einer höheren psychischen Belastung während der momentanen Situation, sind die Auswirkungen einer möglichen Veränderungen in der Bewegungs- und Sportaktivität auf das psychische Wohlbefinden von Interesse. Diese und weitere Fragen untersuchen wir momentan bei Kindern und wir sind zusätzlich Teil einer internationalen Studie (initiiert von Prof. Dr. Ralf Brand, Universität Potsdam) die Erwachsene in den Fokus nimmt.

Leitung Dr. Valentin Benzing
Förderung Burgergemeinde Bern: 3'000 CHF

Exergaming und kognitive Funktionen (2020 - heute)

Sportlich aktive Pausen werden als eine Möglichkeit angesehen, die Denkleistung nach einer anstrengenden Arbeitsphase wiederherzustellen, ja sogar zu steigern. Obwohl die empirische Evidenz dafür stetig steigt, gibt es auch einige Studien, die einen positiven Effekt von Bewegungspausen auf die kognitive Leistung gar nicht, oder sogar einen negativen Effekt nachweisen konnten. Als einen Grund dafür, ob sich eine sportliche Aktivität positiv oder negativ auswirkt, werden Unterschiede in den Charakteristika der sportlichen Aktivitäten postuliert. So wird beispielsweise angenommen, dass quantitative Charakteristika wie die Intensität und Dauer während des Sports einen Einfluss auf die kognitive Leistung haben können. Darüber hinaus wird auch davon ausgegangen, dass auch qualitative Charakteristika, wie beispielsweise die Art der sportlichen Aktivität, die kognitive Leistung positiv beeinflussen können. Die Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen qualitativen und quantitativen Charakteristika können gut in einem kontrollierten Laborsetting untersucht werden. Daher wird im Rahmen dieser Studien das Exergaming (aktive Videospielen) verwendet, um theoretische Annahmen zu Wirkmechanismen zu prüfen, Charakteristika sportlicher Aktivitäten systematisch zu manipulieren und deren Einfluss auf die Wahrnehmung und die kognitive Leistung zu untersuchen. Erste Studien wurden durch eine Förderung der Burgergemeinde Bern unterstützt.