Soziale Integration in Schweizer Fussballvereinen

Leitung: Prof. Dr. Siegfried Nagel (ISPW)
Mitarbeitende: Matthias Buser (ISPW)
Förderung: Schweizerischer Fussballverband (SFV)
Laufzeit: 02.2019 - 01.2021

Ausgangslage und Ziel des Projekts

Der Vereinssport spielt innerhalb von öffentlichen integrationspolitischen Debatten und im Selbstverständnis der Sportverbände eine wichtige Rolle. Insbesondere Fussballvereinen gelingt es dabei, Menschen mit Migrationshintergrund als aktive Mitglieder zu gewinnen und längerfristig zu binden. Die wenigen empirischen Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese Mitglieder auch relativ gut in den Fussballvereinen sozial integriert sind. Allerdings liegen für die Vereine des Schweizerischen Fussballverbandes keine aussagekräftigen Daten und Befunde vor.

Die Studie beabsichtigt die potentiellen Leistungen von Schweizer Fussballvereinen hinsichtlich der sozialen Integration von Mitgliedern mit Migrationshintergrund aus der individuellen Perspektive zu erfassen. Aus der organisationalen Perspektive sollen auf Vereins- und Mannschaftsebene integrationsförderliche Praxen (im Sinne von "good practice" Beispielen mündend in Handlungsempfehlungen) aufgezeigt und dafür relevante Bedingungen analysiert werden.

Theoretische Grundlage

Theoretische Grundlage des Forschungsprojekts bildet das Konzept der sozialen Integration. Im Zentrum stehen nach Hartmut Esser (2004) dabei die Einbindung und die soziale Handlungsfähigkeit von Individuen in verschiedene Zusammenhänge bzw. Teilbereiche der (Aufnahme-)Gesellschaft.

Esser unterscheidet vier Dimensionen der Sozialintegration: Kulturation bedeutet den Erwerb von sozialem und kulturellem Wissen. Platzierung umfasst den Zugang und die Übernahme von Positionen und Rechten. Interaktion meint funktionierende (interethnische) Sozialbeziehungen und daraus entstehende soziale Akzeptanz. Identifikation bezieht sich auf die subjektiv wahrgenommene Zugehörigkeit.

Methodische Vorgehensweise

Zur Analyse der individuellen Perspektive werden rund 40 Fussballvereine kriterienbezogen (Deutschschweiz und Westschweiz, Anteil Personen mit Migrationshintergrund, Integrationsbemühungen) ausgewählt. Dabei werden einige Vereine ausgesucht, welche am Projekt „Together – Fussball vereint“ des Schweizerischen Fussballverbands teilgenommen haben, um das Projekt zu evaluieren. Neben den Vereins- und Teamstrukturen (über entsprechende Funktionsträger) werden die Vereinsmitglieder ausgewählter Teams (schriftlich vor Ort) befragt und dabei der Ausprägungsgrad der sozialen Integration erfasst.

Zur Analyse der organisationalen Perspektive werden anschliessend in 10-20 Fussballvereinen qualitative Fallstudien durchgeführt. Anhand von Interviews (einzeln, in Gruppen) mit ausgewählten Akteuren (Vorstandsmitglieder, Trainer(innen), Mitglieder mit Migrationshintergrund) sollen vor allem förderliche Praktiken auf Team- und Clubebene hinsichtlich deren Relevanz für die soziale Integration analysiert werden. Ergänzend soll dabei auch die Perspektive "Integration durch den Sport" beleuchtet werden.

 

Literatur

Adler Zwahlen, J., Nagel, S. & Schlesinger, T. (2018). Analyzing social integration of young immigrants in sports clubs. European Journal for Sport and Society, 15, 22-42. https://doi.org/10.1080/16138171.2018.1440950

Adler Zwahlen, J., Nagel, S. & Schlesinger, T. (2018). Langfristiger Lernprozess. Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Sportvereinen. TANGRAM, Bulletin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, 41, 83-86.

Esser, H. (2004). Does the "new" immigration require a "new" theory of intergenerational integration? International Migration Review, 38, 1126-1159. https://doi.org/10.1111/j.1747-7379.2004.tb00231.x