Mit zunehmendem Alter zeigt sich für sportliche Aktivitäten ein deutlicher Abfall des Anteils der ausreichend sportlich Aktiven, was angesichts der demografischen Entwicklung eine zentrale Herausforderung an die Sport- und Bewegungsförderung stellt. Für die Mehrzahl der Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind offensichtlich noch keine in der Weise passenden sportlichen Betätigungsfelder geschaffen worden, die ihren Bedürfnissen und Kompetenzen ausreichend entsprechen und eine Bindung an sportliche Aktivitäten begünstigen. Dieses Defizit liegt u.a. darin begründet, dass bisherige empirische Forschungsarbeiten sowohl zur Erklärung des Gesundheitsverhalten als auch zur Analyse von Wohlbefindenseffekten sportlicher Aktivitäten nur unzureichend beachten, dass es DEN Menschen in der zweiten Lebenshälfte sowie DEN Sport nicht gibt. Aufgrund dieser fehlenden differenziellen Perspektive stehen bislang zu wenig Erkenntnisse für die Frage bereit, welche Sportaktivitäten für welchen Menschen geeignet sind, um positive Auswirkungen auf das subjektive Wohlbefinden zu haben und damit verbunden zu einem langfristigen Sportengagement zu führen. Es wird deshalb der Frage nachgegangen, ob und inwieweit differenziell auf die individuellen Handlungsvoraussetzungen abgestimmte Sportprogramme für Menschen in der zweiten Lebenshälfte dazu in der Lage sind, eine gezieltere Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens zu ermöglichen und darauf aufbauend einen effektiveren Beitrag zur Sport- und Bewegungsförderung zu leisten. Aus handlungstheoretischer und entwicklungpsychologischer Perspektive wird dabei zunächst eine systematische Ausdifferenzierung der Zielgruppe der Menschen in der zweiten Lebenshälfte angestrebt, die die unterschiedlichen Bewegungsbiographien und psychischen Handlungsvoraussetzungen berücksichtigt. Auf Grundlage dessen werden zielgruppenspezifische Sportprogramme entwickelt, die optimale Passungsverhältnisse zwischen individuellen Bedürfnissen und Kompetenzen einerseits und dem Anregungsgehalt und Anforderungsgrad sportlicher Aktivitäten andererseits herstellen.
Weiterführenden Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte den Publikationen:
- Lehnert, Katrin, Sudeck, Gorden & Conzelmann, Achim (2012). Subjective well-being and exercise in the second halt of life: a critical review of theoretical approaches. European Review of Aging and Physical Activity, 9(2), 87-102. https://doi.org/10.1007/s11556-012-0095-3.
- Lehnert, Katrin, Sudeck, Gorden & Conzelmann, Achim (2011). BMZI - Berner Motiv- und Zielinventar im Freizeit- und Gesundheitssport. Diagnostica, 57(3), 146-159. https://doi.org/10.1026/0012-1924/a000043.
- Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2011). Motivbasierte Passung von Sportprogrammen: Explizite Ziele und Motive als Moderator von Befindlichkeitsveränderungen durch sportliche Aktivität. Sportwissenschaft, 41, 175-189. https://doi.org/10.1007/s12662-011-0194-8.
- Sudeck, Gorden, Lehnert, Katrin & Conzelmann, Achim (2011). Motivbasierte Sporttypen - Auf dem Weg zur Personenorientierung im zielgruppenspezifischen Freizeit- und Gesundheitssport. Zeitschrift für Sportpsychologie, 18(1), 1-17. https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000032.