Lebenssituation von Schweizer Spitzensportler*innen während Corona

Leitung: Prof. Dr. Achim Conzelmann
Mitarbeitende: Merlin Örencik, Michael Schmid, Jürg Schmid
Hilfsassistierende: Andreas Bieri
Laufzeit: Mai 2020 – Mai 2021
 

Aufgrund der Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie hat sich die aktuelle Lebenssituation von Spitzensportler*innen in der Schweiz massiv verändert. Die Einschränkungen betreffen sowohl das Privatleben der Sportler*innen (Ausgangsbeschränkungen, Kinderverantwortlichkeit etc.) als auch ihre leistungssportliche Karriere. Durch die veränderten Trainingsbedingungen, die Absagen von Wettkämpfen oder diversen finanziellen Einbussen (z. B. Ausfall von Wettkampfprämien/Sponsorengeldern) müssen sich viele Spitzensportler*innen völlig neu organisieren. Zudem wurden die Olympischen Sommerspiele 2020, der grösste und wichtigste Sportanlass der Welt, auf das Jahr 2021 verschoben. Viele Spitzensportler*innen haben sich in den letzten Jahren intensiv auf dieses Ereignis vorbereitet und ihr Leben komplett darauf ausgerichtet. Aufgrund dieser Verschiebung ist die Taktung der intensiven Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele suboptimal verlaufen und zusätzliche sportliche Verpflichtungen (ein weiteres Jahr Vorbereitungen) sind entstanden. Dies und die generelle Unsicherheit über die weitere sportliche Karriere dürften Aspekte wie die Athletenidentität, die Lebenszufriedenheit oder das subjektive Stressempfinden erheblich beeinflussen. Dementsprechend ist es besonders interessant, wie sich die psychische Lage dieser Sportler*innen in Zusammenhang mit ihrer neuen Lebenssituation verändert hat.

In Kooperation mit Swiss Olympic und der Stiftung Schweizer Sporthilfe wurde daher die Swiss Athletes Corona Study initiiert. Das Ziel dieser Studie ist es, die Auswirkungen der Einschränkungen auf die aktuelle Lebenssituation der Spitzensportler*innen ganzheitlich zu erfassen (sportliche, berufliche soziale, finanzielle, psychologische und gesundheitliche Aspekte).

Der Erhebungszeitraum erstreckte sich vom 22. Juni 2020 bis zum 20. Juli 2020. Die Daten aus der Swiss Athletes Corona Study beziehen sich auf die Zeiträume vom 13. März 2020 bis zum 10. Mai 2020 (kompletter Lockdown) und vom 11. Mai 2020 bis zum Start der Datenerhebung (Lockerungen). Teilnahmeberechtigt waren alle Athlet*innen mit einer Swiss Olympic Card (Gold, Silber, Bronze, Elite), welche eine Gesamtpopulation von 2'638 darstellen. Insgesamt haben 1'411 Schweizer Spitzensportler*innen (davon 1'036 vollständig) an der anonymen Online-Umfrage teilgenommen. Aufgrund der hohen Rücklaufquote als auch der proportionalen Verteilung über die Sportarten (olympische Sommer-/Wintersportarten, nicht-olympische Sportarten, Behindertensportarten) und Leistungsniveaus (absolute Weltklasse bis erweiterte Nationale Spitzenklasse) kann die untersuchte Stichprobe als repräsentativ für den Schweizer Spitzensport angesehen werden.

Die Befunde der Studie können in der veröffentlichten Medienmitteilung eingesehen werden.
Aufgrund der andauernden unsicheren Lage der Athletinnen und Athleten ist eine weitere Befragung im Frühjahr 2021 vorgesehen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen Swiss Olympic helfen, ihre Unterstützungsmassnahmen weiter zu optimieren.

Ausgewählte Publikation

Örencik, M., Schmid, M. J., Schmid, J., & Conzelmann, A. (2023). The differentiation of single and dual career athletes falls short: A person-oriented approach to characterize typical objective life situations of elite athletes. International Journal of Sports Science & Coaching, 18(3), 717–727. https://doi.org/10.1177/17479541221090941