Sensorische Integration in interpersonaler Koordination

Aufgrund unausweichlicher sensorischer Unsicherheiten stellt die Koordination komplexen Bewegungsverhaltens mit anderen Personen eine erhebliche Herausforderung dar – im Sport wie gleichermassen auch im Alltag. Ein funktionaler Mechanismus zum Umgang mit solchen Unsicherheiten basiert auf der Nutzung der aus verschiedenen sensorischen Systemen eingehenden (visuellen, auditiven, haptischen) Signale und ihrer gewichteten Integration aufgrund ihrer jeweiligen Zuverlässigkeit (Beck et al., 2023). Wie in diesem Sinne sensorische Integration im Rahmen von interpersonalen Koordinationsprozessen genutzt wird, untersuchen wir in dem Promotionsprojekt von Mathilde Truffer. Hierbei fokussieren wir uns auf eine Experimentalaufgabe, die dem argentinischen Tangotanzen entlehnt ist, nämlich der Koordination des gemeinsamen Vorwärts- und Rückwärtsgehens nach Musik, wobei das Ausmass der für die folgende Person bestehenden Unsicherheit über die mehr oder weniger bekannte Abfolge der Schritte bis zur Umkehrung der Bewegungsrichtung variiert werden kann (siehe Video). Die spezifische Nutzung der sensorischen Signale soll darüber hinaus über die Unterdrückung der visuellen (keine Sicht), haptischen (keine Berührung) oder akustischen (keine Musik) Eingänge untersucht werden, in einem späteren Projektschritt auch durch gezielte Manipulation dieser Eingänge in der Aufgabenvariante des koordinierten Gehens mit einem online präsentierten Virtual-Reality-Avatar. Erste Ergebnisse der Experimentalreihe sind für 2025 zu erwarten.

Ausgewählte Publikationen:

Beck, D., Hossner, E.-J., & Zahno, S. (2023). Mechanisms for handling uncertainty in sensorimotor control in sports: a scoping review. International Review of Sport and Exercise Psychology, 1-35. https://doi.org/10.1080/1750984X.2023.2280899