Motorisches Rauschen und sensomotorische Kontrolle

Bewegungen sind durch Varianz und Variabilität gekennzeichnet, sowohl in der Bewegungsausführung als auch in erzielten Bewegungsresultaten. Dies kann u.a. auf Rauschen in motorischen Kontrollsignalen zurückgeführt werden, das aufgrund biologischer Gegebenheiten unvermeidbar ist. In der aktuellen Motoriktheorie wird davon ausgegangen, dass die interne Schätzung dieser Varianz zielgerichtetes Bewegungsverhalten in funktioneller Weise unterstützt (z.B. Todorov & Jordan, 2002). Hierzu haben Experimente mit Fingerzeigebewegungen gezeigt, dass Menschen in Entscheidungen unter Risikobedingungen Zielpunkte in Abhängigkeit ihrer motorischen Streuung optimal ansteuern (Trommershäuser et al., 2008). Zur Übertragung dieser Befunde auf komplexe Anforderungen haben wir ein virtuelles Paradigma entwickelt, mit dem wir das Bewegungs- und Blickverhalten in Wurfaufgaben untersuchen (siehe Video). Konkret führt dabei das Treffen eines Zielkreises zum Gewinn und das Treffen eines überlappenden Strafkreises zum Verlust von Punkten. Hiermit soll untersucht werden, wie Menschen ihr Verhalten und Strategien an veränderte Bedingungen anpassen, indem etwa motorisches Rauschen experimentell variiert wird.

Literatur:

Todorov, E. & Jordan, M. I. (2002). Optimal feedback control as a theory of motor coordination. Nature Neuroscience, 5, 1226–1235. 10.1038/nn963

Trommershäuser, J., Maloney, L. T. & Landy, M. S. (2008). Decision making, movement planning and statistical decision theory. Trends in Cognitive Sciences, 12(8), 291–297. 10.1016/j.tics.2008.04.010